Biedermeier

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Familie, Heimat und Freunde

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Romantik und Naturalismus
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ach der kühlen Strenge des Klassizismus entdeckte die Mode des Biedermeier die Natur. Freie, gegenständliche Formen beleben die Entwürfe der Zeit und besonders Freundschafts- und Andenken­schmuck erreichten eine weite Verbreitung. Da mit dem Ende der napoleonischen Kriege 1815 Edelmetall knapp war, wurden mit großer Kunstfertigkeit auch andere Materialien wie Koralle, Tombak, Horn oder Haar eingesetzt.

Als Biedermeier sind in die Kultur­geschichte Mitteleuropas die Jahre zwischen dem Wiener Kongress 1815 und der Bürgerlichen Revolution von 1848 eingegangen. Nach dem Sieg über Napoleon entstand als Gegenbewegung in den nun wieder selbstständigen Ländern und Fürstentümern ein neues Interesse an der eigenen Geschichte und den heimischen Traditionen. Die Brüder Grimm sammeln in diesen Jahren die Märchen des deutschen Sprachraumes, und in Kunst und Literatur treten unter dem Schlagwort der zeitgleichen Romantik mythologische, an die Heimat gebundene und religiöse Themen an die Stelle der bisher bevorzugten antiken Stoffe.

Joseph Stieler: Adelgunde Prinzessin von Bayern als Braut, 1842. Foto © Christian Mitko, NEUMEISTER Münchener Kunstauktionshaus GmbH & Co. KG

Auch im Schmuck lassen sich diese Tendenzen beobachten. Die Strenge des bisher vorherrschenden Klassizismus lockert sich. Die Entwerfer entdecken mit dem Rokoko die höfische Welt vor Napoleon neu oder beziehen sich auf noch weiter zurückliegende, mittelalterliche Vorbilder. Die heimische Natur wird nun in die Gestaltung miteinbezogen, Eichenlaub oder Rosen etwa werden in Gold nachgebildet. Verstärkt werden nun auch Materialien aus der Heimat eingesetzt: Der Granat aus Böhmen ist der bevorzugte Stein des Bürgertums in Österreich und den übrigen deutschen Ländern, in Italien entsteht zahlreicher als zuvor Schmuck aus Koralle und in Großbritannien lässt sich eine Türkis-Mode mit Steinen aus den eigenen Kolonien beobachten.

Unmittelbar nach den Befreiungskriegen gegen Napoleon waren Edelmetalle knapp und die Finanzen der Auftraggeber beschränkt. Die Goldschmiede reagierten hierauf mit variantenreichen Stücken aus sog. Schaumgold. Hierbei sparten sie Material, indem sie Broschen, Colliers und Armreife aus dünnem Goldblech trieben und anschließend mit Harz oder Gips füllten, um den Stücken die nötige Stabilität zu geben. Granatschmuck wurde darüber hinaus fast ausschließlich in Tombak gefasst, einer Messinglegierung ohne Goldanteil, oder in Viertelgold mit einem Feingehalt von 250/000.

Schließlich begegnen uns im Biedermeier Stücke für ganz neue Funktionen, die aus der neuen Wertschätzung der Heimat, der Familie und des eigenen Freundeskreises überhaupt erst entstanden. Sentimentale Medaillons fassen Locken, Briefe und kleine Souvenirs der Liebsten, die so stets bei sich getragen werden konnten. Portrait­broschen halten das Bildnis der Verwandten sicher verwahrt am Busen. Mit Schmuck aus Haar schließlich fanden Erinnerungswunsch und Schmuckstück dann vollständig zueinander: Aus dem Haar nahestehender Personen gefertigt, stellen sie eine besondere Form des Erinnerungsschmucks dar.

Die historische Epoche des Biedermeier schließt in der Geschichts­schreibung mit dem Jahr 1848, als die bürgerliche Revolution die ruhige Hinwendung zu Heim und Familie beendete. Die Formensprache der Zeit lebte jedoch weiter. Noch in den 1870er Jahren reüssierte ein sog. Zweites Biedermeier, das von der andauernden Liebe zu den Erzeugnissen der Zeit zeugt. Entdecken Sie hier nun unsere Auswahl herausragender Stücke dieser kurzen, aber lang wirkenden Epoche.

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