Trauer & Erinnerung

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Ein vergessenes Kapitel

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Antiker Trauerschmuck
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er Schmerz darüber, von einem geliebten Menschen entfernt zu sein, ist eine allen Epochen gemeinsame Empfindung. Wie in vielen anderen Lebensbereichen hat diese Erfahrung auch im Schmuck ihren Niederschlag gefunden und zu außergewöhnlichen, oft betörend schönen Stücken geführt.

Gedenkschmuck hat seine Wurzeln im 16. Jahrhundert in England. Vornehmlich entstanden hier Ringe, die ihre Motive wie Totenköpfe und gekreuzte Gebeine der Vanitas-Symbolik des Spätmittelalters entlehnen. Im Verlauf des 18. Jahrhunderts – dem Zeitalter von Aufklärung und Empfindsam­keit – wandelte sich das Aussehen des Trauerschmucks tiefgreifend. Beeinflusst durch die Kunst der Antike begegnen als Motive nun Urnen, Altäre, Obelisken und gebrochene Säulen. Kombiniert mit der Darstellung von trauernden Hinterbliebenen oder Putten, werden diese Szenen häufig von den Zweigen der Trauerweide als Symbol des Schmerzes gerahmt. Durch hinzugefügte Schriftzüge wie „Remember me“ ist der Wunsch nach Erinnerung zusätzlich artikuliert.

Drei Gedenkringe des 18. Jahrhunderts aus Großbritannien.

Eine besonders anrührende und intime Variante des Gedenkens stellt der Trauerschmuck aus oder mit den Haaren der Toten dar. Hier lebt die Vorstellung der magischen Kraft fort, die dem Haar von alters her in Religion, Volksglauben und Magie zugesprochen wurde. Bisweilen sind diese Stücke nur durch ihre Form oder Inschriften als Totengedenken zu identifizieren, war Haarschmuck doch auch als Freundschafts- oder Liebesunterpfand verbreitet.

Im 19. Jahrhundert entwickelten sich neue Trauerriten und Formen. Eine Vielzahl von Regeln und Verhaltens­normen sollte den Schmerz der Hinterbliebenen mildern und den Anstands­vorstellungen der Gesellschaft Genüge tun. Entsprechend dem Verwandtschaftsgrad waren die Trauerzeiten akribisch festgelegt, in denen spezielle Kleidung und spezieller Schmuck verbindlich zu tragen waren. Queen Victoria etwa trug seit dem Tod ihres Gatten Prinz Albert im Jahr 1861 bis an ihr Lebensende Trauer und auch in Wien gab es nach dem Selbstmord Kronprinz Rudolfs 1889 eine sog. „Hoftraueransage“.

Getragen wurde nun vor allem schwarzer Schmuck aus den Materialien Jett, Onyx, Email und auch Eisen. Eine Ausnahme bilden Perlen, die seit jeher als Symbol vergossener Tränen gelten. Ebenso vielfältig wie die Materialien waren auch die Formen des neuen Trauerschmucks: Neben Stücken von klassischer Einfachheit finden sich verspielt romantische Formen und die häufig ausladenden und schweren Spielarten des Historismus.

Mit dem Ende des 19. Jahrhunderts endet die öffentliche Zurschau­stellung von Trauer und Schmerz schließlich. Man fand ein distanzierteres Verhältnis zum Tod; die peniblen Trauerzeiten und Riten wurden nicht mehr strikt eingehalten. Mit dem schwarzen Schmuck des Art Déco wird die Grenze zwischen Trauerschmuck und Modeschmuck fortan fließend.

Heute berührt dieser Schmuck vergangener Jahrhunderte wieder auf ganz unmittelbare Art. Er spiegelt den Geist einer Epoche und ermöglicht einen intimen Einblick in die Gefühlswelt der Vergangenheit.

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