Große Muschelkamee in Gold mit Darstellung einer Falkenjagd, um 1840

Auf der Jagd

Große Muschelkamee in Gold mit Darstellung einer Falkenjagd, um 1840

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Beschreibung

„Ich zôch mir einen valken, mêre danne ein jâr. Dô ich in gezamete, als ich in wolte hân, und ich im sîn gevidere mit golde wol bewant, er huop sich ûf vil hôhe und vlouc in anderiu lant.“ Ich zog mir einen Falken, länger als ein Jahr. Als ich ihn gezähmt hatte, wie ich ihn haben wollte, und ich sein Gefieder mit Goldfäden schön geschmückt hatte, hob er sich in die Höhe und flog in ein anderes Land. Der als „der Kürenberger“ bekannte Autor des Mittelalters besingt in seinem berühmten Falkenlied auf den ersten Blick die Falknerei, einen der beliebtesten Zeitvertreibe des Adels im Mittelalter und in der frühen Neuzeit. Auf der Sinnebene darunter geht es in seinem Gedicht aber nicht nur um Vögel. Der Falke ist ein Symbol für die Geliebte, für die Liebeswerbung und die Unterwerfung unter die Liebe – das Grundthema allen Minnegesanges überhaupt. Eine Szene aus der Falkenjagd sehen wir auch auf der hier angebotenen Brosche. Eine mittelalterlich gekleidete Frau und ein ebenso höfisch gewandeter junger Mann sitzen auf sich aufbäumenden Pferden. Ihr Blick geht gebannt nach oben, wo in der Luft ein Falke gerade einen anderen Vogel gerissen hat. Die Vögel taumeln am Himmel, doch es gibt kein Entrinnen. Der Falke ist am Ziel - und so auch der Junge Mann in seinem Werben um die angebetete Dame? Das Mittelalter übte auf die Menschen des 19. Jahrhunderts eine besondere Anziehungskraft aus. Mittelalter und Renaissance wurden ebenso intensiv wahrgenommen wie die Kunst und die Mythen der Antike. Nicht nur die großen historischen Romane wie z. B. die von Walter Scott ließen das Mittelalter lebendig werden. Auch Architektur und Kunstgewerbe griffen Formen, Motive und Erzählungen auf, die als bedeutungsvoll und identitätsstiftend verstanden wurden. Im Medium der Muschelgemme sind solche romantischen Szenen gleichwohl selten. Uns hat diese große Brosche daher gleich angesprochen, als wir sie in London entdeckt haben. Sie ist in Gold gefasst und sehr gut erhalten. Entstanden ist sie in den Jahren um 1840.

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